Segel spannen für mein globetrotterexperiment

Vor dreieinhalb Stunden habe ich meine neue Bleibe bezogen, habe meinen Kleiderschrank mit meinen sieben Sachen bestückt und habe zwei Stunden gebraucht, um mich im Walmart (amerikanischer Supermarkt) hier um die Ecke in Playa del Carmen zu orientieren und zu entscheiden, wie ich am besten und einfachsten die nächsten vier Wochen essenstechnisch überleben könnte. Nun sitze ich am Schreibtisch in der Unterkunft vom International House Riviera Maya, habe mich gerade mit Obst und Tortillas gestärkt. Vielleicht sollte ich noch ein Stück mexikanische Schokolade zur Beruhigung essen… Ich hätte mir mal noch ‘ne Flasche Wein kaufen sollen.
Ich bin echt richtig aufgeregt!
? 12 Stunden sitze ich das erste Mal seit zweieinhalb Jahren wieder auf der Schulbank. Dieses Mal auf der Agenda: CELTA - Ausbildung zur professionellen Englischlehrerin, ein Kurs akkreditiert und schließlich auch meine Leistung beurteilt von Cambridge. Das ganze kostet mich ‘nen ganz schönen Zacken Kohle, plus die Unterkunft ist nicht gerade günstig. Aber: Eine wertvolle Investition in meine Zukunft!
????, was danach kommt.
Morgen früh werde ich dann die anderen bis zu 11 angehenden oder bereits etwas erfahrenen Englischlehrer kennenlernen, mit denen ich zusammen den Kurs bestreiten werde. Und ich bin schon mega gespannt, wer die Leute so sind! Ich vermute Leute aus aller Welt, jünger und älter, unterschiedliche Lebensläufe. Das wird super interessant. Was uns alle verbindet: Wir wollen einen Beitrag zum interkulturellen Austausch, zur Globalisierung leisten – Menschen in aller Welt in irgendeiner Art und Weise die englische Sprache beibringen. Von Grundschule- bis Business-Level, Möglichkeiten gibt’s ja unendlich!
Vier Wochen lang werden wir von früh morgens bis spät abends Lehrmethoden zu Grammatik und Vokabular lernen, Unterrichtsstunden vorbereiten, erfahrene Sprachlehrer beobachten und auch schon selbst unterrichten. Jeden zweiten Tag stehe ich selbst vor einer Klasse von freiwilligen mexikanischen (erwachsenen) Schülern, die gern Englisch lernen möchten. Die ersten Male werde ich nur 20 Minuten unterrichten, dann 40 Minuten und schließlich eine volle Unterrichtsstunde von 60 ??. Der Kurs wird mega intensiv, vom karibischen Meer werde ich wahrscheinlich am 28. März erst wieder etwas sehen.
Ich bin aufgeregt, weil das Ding DAS Segel für mein globetrotterexperiment sein könnte. Wenn ich in 26 Tagen tatsächlich den Wisch in der Hand halte, das meinen Namen nennt und sowas wie “Zertifizierter Englischlehrer” erwähnt… Dann bin ich meinem Lebenstraum ein Stückchen näher:
Zu reisen, arbeiten und leben, wo ich will!
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Den Traum habe ich seit nunmehr dreieinhalb Jahren, als ich damals von meinem Abenteuer in Hong Kong wieder nach Hause kam. Der Wurm hat mich nie richtig verlassen. Zwischendurch gab es implizite und explizite Stimmen, die mir sagten, “??, mach’ was Richtiges. Geh arbeiten und verdien Geld.”
Ja und was ist “Das Richtige?” Da gibts keine 0 ? 1, kein Schwarz oder Weiß. Die Antwort ist so vielfältig, wie ich und du sind. Das Richtige ist das, was mich und dich glücklich machen. Und da muss jeder selbst in sich hinein schauen, was einem zum Lächeln bringt, das Herz mit Sonnenschein füllt, jeden Tag.
Ich… bin glücklich, wenn ich Brot und Bett habe, neue Flecken auf unserem faszinierenden Planeten entdecken, neue Leute und Kulturen kennenlernen kann!
Und daran arbeite ich. Stolpersteine und Umwege sind willkommen, das ist gutes Überlebenstraining. Sie machen mich nur stärker und selbstbewusster. Lassen mich jeden einzelnen Meter, den ich voranschreite, umso mehr schätzen. Ist mir sch***egal, was andere dazu sagen! Ich gehe MEINEN Weg. Und werde mich niemals davon abhalten lassen!
1982294 655244914536144 1803398604 n 300x300 Segel spannen für mein globetrotterexperimentNun habe ich sogar schon die ersten 11 Tage in Mexiko überstanden, super coole neue Menschen aus aller Welt kennengelernt, bin das erste Mal in meinem Leben und gleich bei Ankunft in Mexiko getrampt, war im karibischen Meer schwimmen, mit Nemos, Schildkröten und anderen faszinierenden Meeresbewohnern schnorcheln, bin auf einer wunderschönen Insel mit ‘nem Fahrrad herum gecruist, habe eine Schildkröte in meinen Händen gehalten, beeindruckende Ruinen der Maya-Kultur besichtigt und gestern mein erstes mexikanisches Essen selbst gekocht. Habe meinen ersten Sonnenbrand und die erste Erkältung hinter mir, auch mein Verdauungssystem gewöhnt sich langsam an Chili-Schoten. Meine anfängliche Orientierungslosigkeit hab ich am dritten Tag an den Nagel gehängt, ich fühl mich nicht mehr als Tourist, ich fühle mich immer mehr WOHL.
Am ersten Tag hatte ich glaube doch einen ganz schönen Kulturschock, aber ich habe mittlerweile meine “Comfort-Zone” ein ganz schönes Stückchen weiter ausgedehnt. Der Wohnstandard und Hygiene haben hier doch eine andere Bedeutung. Viele sehen davon nie etwas, weil sie den ganzen Tag in ihrem All-inclusive-Resort bleiben. Das hat nix mit Reisen zu tun! Wenn ich irgendwo hingehe, dann will ich mich auch den Gegebenheiten vor Ort anpassen, mit allem drum und dran. Das lässt mich auch mein Zuhause in Deutschland immer noch einmal mehr schätzen.
Ich kann mich sogar schon ganz gut in Spanisch verständigen, nach nur drei Tagen! Vieles von meinem ganzen Spanischunterricht aus der Schule kommt wieder, Geschriebenes kann ich verstehen, Gesprochenes oft im Groben folgen. Spanisch ist so eine leidenschaftliche Sprache, eine neue Liebe. Wer eine Kultur kennenlernen und verstehen will, muss sie sich voll und ganz samt Sprache annehmen.
1779276 655244727869496 211728317 n 300x300 Segel spannen für mein globetrotterexperimentAls ich im Flieger von Toronto nach Cancún saß, gingen mir echt wahnsinnig viele Gedanken durch den Kopf. Ich war aufgeregt, hag einfach nur gegrinst, mich total auf Mexiko gefreut. Aber ich hatte auch Ängste, viele Fragen gingen mir durch den Kopf… Ob ich wirklich backpacken und reisen kann, wie ich so oft träume. Ob ich dazu fähig oder doch ein Schisser bin. Ob ich mich wohl fühlen werde und mich verständigen kann, neue Leute kennenleren und einen Job finden werde. Unzählige Fragen und noch mehr Gedanken.
Als ich vor drei Tagen in Playa del Carmen angekommen und aus dem Bus ausgestiegen bin, war mein erster Gedanke: “Wow… hier könnte ich echt länger leben.” Geiler Strand, super nette Menschen, hab hier alles von Natur bis Party. Klar, es könnte ein paar weniger Touristen geben, aber ich sollte mich nicht beschweren, ich bin ja im Grunde auch noch einer von ihnen. Nur, dass ich mich versuche in die heimischen Leute einzureihen. Und mich schon irgendwie angekommen fühle.
Krass, wozu wir Menschen fähig sind. Manchmal fühle ich mich wie ein Chamäleon icon smile Segel spannen für mein globetrotterexperiment
Mal sehen, welcher Farbe ich mich in den nächsten vier Wochen annehmen kann!
Ich werde nun abtauchen in meinen CELTA-Kurs und mich diesem voll und ganz widmen. Kann sein, dass ich erst Ende März wieder ein Lebenszeichen von mir gebe.
Gute Nacht, Playa del Carmen!
… ich gehe nun mit einem Grinsen schlafen. Mal wieder icon smile Segel spannen für mein globetrotterexperiment
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2 Comments on “Segel spannen für mein globetrotterexperiment

  1. Liebe Carmen, wir haben gestern im PLUTO das Fussballfest des Jahrhunderts erlebt! Das hat Spaß gemacht. Dir weiter ganz viel Spaß auf deiner Weltreise!!! Bis bald auf einen cappu ohne.. Deine Agnes

    • Ich wünschte ich hätte dabei sein können! !!! Hier (mittlerweile Malaysia) war das Spiel 4Uhr morgens und ich musste heute arbeiten, hab es daher nicht gesehen. Bin aber mir nem halben Herzinfarkt aufgewacht als ich das Ergebnis heute morgen sah!! Sonntag früh werde ich auf jeden Fall aufstehen und das Finale schauen!
      Liebe Grüße aus Kuala Lumpur :)

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