…und das Abenteuer geht weiter!

Nun sitze ich hier in aktuell 10.972km Höhe auf Sitzplatz-Nr. 35D der Fluglinie LH492 neben meinem Schwesterherz. Mit einer rasenden Geschwindigkeit von 872km/h fliegen wir gen Vancouver. Noch 3h und 23min bzw. 2670km trennen uns von unserem Abenteuer!

Doch eigentlich hat es längst begonnen. Denn wir sind nicht allein. Neben 271 anderen Passagieren sitzen noch 77 Kinder im Alter von 14 ? 16 Jahren verteilt im Flugzeug, voller Vorfreude, Spannung und Aufregung. Sie machen sich auf dem Weg zu ihrem High School Aufenthalt in Kanada – für drei Monate bis hin zu einem Jahr. Ach jaaaa… sieben (!!) Jahre ist das nun bei mir her, dass auch ich mich von meinen Liebsten verabschiedet habe, um ein spannendes High School Jahr mit einer super tollen Gastfamilie in Jacksonville/Illinois zu verbringen! Sieben Jahre! Ich werde alt Nun, das Ding ist: Die Eltern dieser 77 Kinder haben ihre Liebsten in UNSERE Hände gegeben, in der Hoffnung, dass wir sie heil nach Kanada bringen. WIR sind offiziell ihre Flugbegleitung und in der Verantwortung, sie von Frankfurt/Main zum Flughafen in Vancouver zu bringen und sicherzustellen, dass sie alle abgeholt bzw. ihren Weiterflug bekommen. Doch gefühlt sind wir verantwortlich für alle Passagiere, da wir öfters den Gang hoch und runter laufen, um den Kindern etwas zu erklären und die anderen somit denken, dass wir zur Crew gehören – allein dafür haben wir uns schon ein Abzeichen von der Lufthansa verdient! Essen ist gut, Sitze könnten bequemer sein, der vor uns sitzt schon gefühlt hinter mir. Flugpersonal ist super freundlich und froh zu wissen, wer die Ansprechpartner für die ganzen Kiddies sind. Da haben wir schon die erste Cleverness bewiesen: Wir haben für die Horde Smiley-(was sonst Buttons anfertigen lasse: als kleines Begrüßungsgeschenk unsererseits, aber auch als Erkennungszeichen für uns – und für das Flugpersonal Das ist der Stand der Dinge. Es ist der 1. ?? 2011 und vor wenigen Stunden habe ich angefangen wieder einen meiner großen Träume zu realisieren. Vor einiger Zeit fand ich einen Steckbrief wieder, den ich auf dem Einweisungsseminar für mein duales Studium bei OTTO einmal über mich anfertigen sollte. Da stand beim Stichwort „Traum-Reiseziel“ etwas von „Weltreise“. Damals ahnte ich jedoch nicht, dass ich diesem Traum tatsächlich irgendwann einmal so nah kommen würde! Nun sind drei Jahre vergangen, das duale Studium bei OTTO ist nun erfolgreich absolviert. ??? Arbeiten? Bei OTTO oder woanders? Master-Studium? Aber was? Und wo? Und wie? Oder Praktikum bzw. Trainee? Hmmm… Diese und viele andere Fragen stellte ich mir zu Anfang des Jahres und habe mir zeitweilig so sehr den Kopf darüber zerbrochen, dass ich öfter Kopfschmerzen hatte, weil ich einfach nicht wusste, was ich wollte. Nur eines wusste ich: Ich habe den Traum, irgendwann einmal auf Weltreise zu gehen – idealerweise nach dem Studium… und dazu gehört entweder ein fettes Portemonnaie oder viel Mut und Risikofreudigkeit. Während ich mir im Kopf immer mal wieder so meine Weltreise ausmalte, öfters mal im Internet stöberte, mich belesen habe, bin ich irgendwann auf den Gedanken gekommen, WENN ich diese Reise antreten könnte, würde ich glaube in Kanada anfangen wollen, dann weiter gen Süden über Mittel- und Südamerika, weiter westwärts zu den Südseeinseln, nach Neuseeland und Australien, gern Nordosten nach Asien und als Highlight zum Schluss mit der Transsibirischen Eisenbahn ab Shanghai über Sibirien zurück nach Europa in die Heimat. Träum weiter, Carmen… Das Leben hat viel zu bieten, aber es ist auch nicht immer alles so einfach, wie man es sich wünscht. So dachte ich irgendwann, das ist vielleicht doch zu viel Träumerei. Komm zurück auf den Boden. Mach was Vernünftiges. Geh arbeiten, Geld verdienen oder mache ein Aufbaustudium. 14. Februar 2011 – es ist Valentinstag. Als ich später an diesem Abend nach Hause kam, steht keine Rose auf meinem Tisch, keine Einladung zum Dinner, nichts. Wie auch Es ist also ein Tag wie jeder andere und ich checke wie gewohnt meine Mails. Eine Email von meiner damaligen Austauschorganisation GIVE von meiner lieben Elke, die mich damals so lieb betreut hat: „Carmen, hast du Lust dieses Jahr Escort nach Vancouver zu machen?“ Ich lese nochmal… „Carmen, hast DU Lust, DIESES Jahr, ESCORT nach VANCOUVER zu machen?“ Flugbegleitung für die Austauschschüler zu sein, die ihr High School Jahr in Kanada antreten? Ich traue noch immer nicht so recht meinen Augen, gleichzeitig springe ich schon vor Freude in meinem Zimmer rum, tanze Tango mit meinem Bürostuhl, schreie im Stillen lauthals durch die Gegend, weine Freudentränen, weiß nicht wohin mit meiner Freude und Aufregung!!! AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!! I CAN’T BELIEVE THIS!! Auf diese Email habe ich quasi fünf einhalb Jahre gehofft, doch niemals gedacht, dass sie überhaupt irgendwann einmal kommen würde und wenn, dann nicht jetzt! Als ich damals von meinem eigenen High School Jahr aus den USA zurückgekommen bin, sagte GIVE zu uns: Wenn ihr euch weiterhin bei uns engagiert, könnt ihr mit ein bisschen Glück vielleicht auch irgendwann einmal Flugbegleitung für die neuen Austauschschüler sein und bekommt damit das Flugticket geschenkt. Wär schon ganz geil! Nun, ich habe mich zwar seit jeher stets mit einer großen Freude bei GIVE engagiert, weil es mir einfach super viel Spaß macht, meine Erlebnisse mit anderen zu teilen, den neuen Austauschschülern, hilfreiche Tipps zu geben und ihnen dabei zu helfen, ihren eigenen Traum zu realisieren. Aber eigentlich nicht mehr bewusst daran gedacht, dass ich dann vielleicht auch mal diesen Escort machen würde. UND PLÖTZLICH DIESE EMAIL!! Dieses Valentinsgeschenk ist wohl schwer zu toppen Der Flug geht also am 1. September… Moment mal, das heißt ja… da bin ich mit dem Studium fertig! … Und Kanada soll sehr schön sein, hab ich gehört… Wann muss ich dann eigentlich wieder von Vancouver zurück nach Deutschland fliegen? Mal fragen… „Spätestens nach einem Jahr“. Aha aha… joa dann… dann… WOOP WOOOOP!! Ganz geil! bleib ich doch länger!! Ein paar Wochen… oder bis Weihnachten. Dann mach ich da bissl Work & Travel (Dt.: Arbeiten & Reisen), also eher arbeiten, um mir Lohn und Brot zu verdienen. Aber so könnte ich länger in Kanada bleiben. Mal schauen…ok, ich bräuchte ein Working Holiday Visum, also ein Arbeitsvisum, um in Kanada arbeiten zu dürfen. Diese sind jedoch jedes Jahr nur begrenzt für Angehörige eines jeden Landes verfügbar, bspw. heißt das für Deutschland, dass 6000 Deutsche dieses Visum für Kanada bekommen würden. Also schnell beantragen…aber könnte knapp werden… In der Zwischenzeit wurde mir gesagt, dass ich noch eine beliebige Person meiner Wahl mitfliegen lassen könne. ?, wen frage ich denn da zuerst, wer einen kostenlosen Flug nach Vancouver in Anspruch nehmen möchte?!?!? …Hey, Schwesterchen wollte doch auch eigentlich noch einmal ins Ausland gehen. Und so muss ich mich vor anderen nicht rechtfertigen, warum ich sie nicht gefragt habe Anyway… fragste sie mal, dachte ich. Entweder sie sagt ja oder eben nicht. „Ja!!“, war dann die Antwort Zu diesem Zeitpunkt war Vancouver in ihrem Kopf noch mit dem Urlaubsgedanken verbunden. Aber auch Christin überlegte sich dann ziemlich bald, dass sie ja eigentlich auch länger da bleiben und arbeiten könnte. Also bewarb sie sich auch für ein Arbeitsvisum Und nun hieß es für uns beide hoffen, hoffen, hoffen, dass wir BEIDE dieses Visum bekommen würden. Das wär was!! Hihi …die beiden Schwestern zusammen Vancouver unsicher machen Anfang April – Hamburg: Post von der Kanadischen Botschaft!! ICH HAB MEIN VISUM!!! Ich springe und tanze wieder freudestrahlend durch die Bude (ich hab mir dabei auch tatsächlich noch eine Beule zugezogen ) weine wieder Freudentränen, schreie durchs Haus! Ich konnte mein Glück kaum fassen!! Nun hieß es noch ganz ganz fest Daumen drücken, dass Christin auch ihr Visum bekommt… Mitte/Ende April – Nittel-Rehlingen: Post von der Kanadischen Botschaft!! Oh nein…oh Gott… Vancouver ist nicht mehr lang, was es bisher gewesen ist! …Denn Christin und Carmen werden sich sehr bald auf den Weg dorthin begeben und die Stadt auf den Kopf stellen Arbeiten, die Natur erkunden, Leute und Kultur kennen lernen, feiern, …was auch immer uns über den Weg läuft, werden wir mitnehmen!! AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!! I CAN’T BELIEVE THIS!! Wir können es beide kaum fassen! Ich dachte nur wieder: „WOOOOHOOOOOO!! :)“ Aber warum eigentlich nur ein paar Monate bleiben? Das Visum ist doch für ein Jahr gültig. Studium hab ich dann ja hoffentlich in der Tasche und… Moment, da war doch mal so ein Traum! Wie war das noch? Weltreise… in Kanada starten… gen Süden nach Mittel- und Südamerika, gen Westen nach Neuseeland, … Carmen, halt mal die Luft an. Ok, wieder ausatmen. Bitte was?! Irgendwie kaum zu glauben, dass die Realität genau so beginnt, wie ich sie in meinen Träumen gemalt habe… „Träume nicht dein Leben – lebe deine Träume.“ Mein Lebensmotto. Das habe ich angefangen zu leben seit meinem High School Jahr in den USA, und mit meinem Auslandsaufenthalt in Hong Kong (carmeninhongkong.wordpress.com) umso mehr intensiviert. Und nun geht das Abenteuer weiter!! Canada – here I come! Nun, das soll der Anfang sein. Und der ganze Plan: Ich versuche mal, eine Weltreise zu starten. Mein Ticket nach Kanada für den 1. ?? 2011 sowie eine Arbeitserlaubnis für ein Jahr halte ich bereits in den Händen. Wenns klappt, werde ich weiter ziehen, wenn nicht, dann war ich trotzdem mehrere Monate im wunderschönen Kanada! Ein Schritt weiter ist bereits ein Schritt näher zum Ziel. Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Dann saß ich da und dachte so…“krass, nun ist also der Tag gekommen. Ich kanns noch immer nicht so recht glauben…“ Die letzten 11 Tage waren nach zwei Monaten voller Arbeit und Organisationsstress nochmal ein Highlight nach dem anderen: Am Sonntag, den 21. August 100km mit einem tollen Team bei den Vattenfall Cyclassics mitgefahren, am Tag darauf der Abschied von einer tollen Abteilung bei OTTO und damit gleichzeitig mein letzter Tag im Rahmen des dualen Studiums nach drei Jahren voller Ups & ??. Wenige Tage vor Abflug noch einmal mit den genialsten Kommilitonen gefeiert, im Stadtpark gechillt, Sonntags-Sektfrühstück gemacht , noch einmal eine spontane Shopping-Tour am Montag, … und zwischendurch immer wieder Abschied nehmen… irgendwie komisch… Abschied zu nehmen, ohne zu wissen, wo man letztendlich landet und wann man wieder kommt. Nun ist der Tag gekommen. Die Tür klingelt – meine liebe Anke holt mich mit Latte Macchiato und Franzbrötchen ab, um mich zum Flughafen zu bringen. Ich nehme also meine Koffer in die Hände und schaue noch einmal zurück in die Wohnung… schließe meine Wohnungstür vorerst ein letztes Mal – um viele neue Türen zu öffnen… Goodbye Germany! Hello World!!